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10 Jahre Gasparitsch – Ein Resümee als Interview

Als wir uns vor 10 Jahren auf den Weg gemacht haben das Stadtteilzentrum Gasparitsch zu eröffnen, hatten wir natürlich noch nicht vor Augen, was die nächsten Jahre so mit sich bringen werden. Daher wollen wir die Gelegenheit am Schopfe packen und die letzten 10 Jahre in diesem kurzen Interview mit Annemarie, Barbara, Max und Peter Revue passieren lassen. Annemarie und Barbara sind Vorständinnen, Max ist Kassierer des Trägervereins. Peter ist der „inhaltliche Hausmeister“ – die vier hatten sich in den vorherigen und der aktuellen Ausgaben des Blättles bereits vorgestellt.

10 Jahre Gasparitsch. Seid mal ehrlich: Hattet ihr das jetzige Gasparitsch euch so vorgestellt als ihr angefangen habt euch für ein Zentrum einzusetzen und euch zu beteiligen?

Annemarie: Ich bin ja nicht von ganz zu Beginn dabei, aber ganz ehrlich: Ich hätte nicht gedacht, dass das Stadtteilzentrum über die Jahre so wächst und so eine Vielfalt entwickelt. Hätte mir das jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass das so wird, hätte ich es ihm nicht geglaubt.

Barbara: Das kann ich nur unterstreichen. Zu Beginn hatten wir schon immer wieder Bedenken, ob wir das überhaupt schaffen, ob es Anklang findet und ehrlich gesagt wussten wir ja auch nur bedingt was da an Arbeit und welche Hürden da auf uns zukommen. Umso schöner ist es was wir hier gemeinsam geschaffen haben: Einen sozialen, politischen und kulturellen Raum, der im Stuttgarter Osten verankert ist.

Max: Um da mal kurz einzuhaken. Es ist halt auch echt bewundernswert was hier alles passiert – und das rein durch Ehrenamt. Also die ganzen Angebote die es gibt und dann beispielsweise auch die Feste. Klar könnte alles auch besser laufen und es könnte mehr sein, aber ich als der „Neueste“ hier in der Runde kann nur sagen: „Hut ab“.

Annemarie, Barbara und Peter: Oh wow. Das ist doch schön zu hören – so was geht manchmal im Alltag ja etwas unter!

Peter: Aber zur Frage zurück: Ich bin von Anfang an mit dabei und nein, so hatte ich mir das natürlich nicht im Detail vorgestellt. Ich meine das aber im positiven Sinne. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Verschiedenes gibt, welche Angebote es gibt usw. usf. Aber gleichzeitig vom Charakter her kann ich sagen, dass wir uns das damals schon so ähnlich vorgestellt habe. Also ein Stadtteilzentrum das von den Menschen im Viertel genutzt wird, das aber auch für etwas einsteht, Solidarität erfahr- und erlebbar macht und kollektive Momente ermöglicht. Dass sich das im Detail dann manchmal unterschiedlich ausdrückt ist dabei oft positiv überraschend.

Über die Jahre hat sich ja bestimmt auch einiges verändert. Wie hat sich denn das Gasparitsch in den letzten Jahren entwickelt? Was ist anders als vor 10 Jahren?

Max: Es lässt sich aber auch feststellen, dass Corona schon ein deutlicher Einschnitt war. Also natürlich gerade in den Hochzeiten, aber man kann schon sehen, dass das Spuren hinterlassen hat. Wir haben lange gebraucht bis unsere Angebote wieder „normal“ angenommen wurden.

Barbara: Dazu kommt auch noch, dass es eine Arbeitsverdichtung in vielen Bereichen gegeben hat und viele Menschen einfach weniger Zeit haben.

Max: Aber so auf uns geblickt gibt es ganz klar gibt eine Professionalisierung in dem was wir tun – sei es in der Organisation von Angeboten und Festen oder eben auch in anderen Belangen.

Barbara: … zum Beispiel in Fragen der Buchhaltung. Das ist kein Vergleich dazu wie es vor 10 Jahren war.
Aber wir sind auch deutlich bekannter als vor 10 Jahren. Also man kennt uns im Stadtteil und darüber hinaus.

Annemarie: Genau das drückt sich dann anekdotenhaft darin aus, dass wir beim Verteilen unseres Gasparitsch-Blättle Kommentare bekommen wie: Ach, ihr seid das – toll, ich wollte schon lange mal vorbeikommen oder ähnliches. Das zeugt natürlich auch von einer gewissen Verankerung, die wir hier aufgebaut haben.

Peter: Die Verankerung bezieht sich natürlich in erster Linie auf Stuttgart-Ost, geht aber auch darüber hinaus. So werden wir dann doch immer wieder mal von Unis angesprochen, von Bürgerbeteiligungen, von Zeitschriften oder auch von anderen Städten, ob wir einen Artikel beitragen können oder sowas.

Und was war euer persönliches Highlight in den letzten Jahren?

Peter: Also erstmal finde ich die Frage fies, da sich über die Jahre ganz viele tolle Momente angesammelt haben – Begegnungen, Gesprächen, Veranstaltungen etc. … – und es nicht einfach ist sich auf einen zu beschränken. Aber naja … Es klingt vielleicht etwas nostalgisch, aber ein persönliches Highlight war tatsächlich die Eröffnungsfeier, also der Moment in dem sich die Idee in etwas Reales verwandelt hatte – und das auch noch auf Anklang gestoßen ist. Der Moment ist mir noch sehr präsent und war auch der Startpunkt für das was die nächsten Jahre dann kam.

Barbara: Und was dann daraus geworden ist haben wir am 1. Mai-Fest 2024 gesehen, was für mich ein absolutes Highlight war. So viele – ganz unterschiedliche – Leute waren noch nie an einem Fest bei uns, es war super Stimmung, überall waren Leute, an allen Ständen war was los – es war einfach ein Straßenfest wie man es sich wünscht.

Annemarie: Das ist echt nicht so einfach – ich glaube es gibt so viele Momente, die es wert wären berichtet zu werden. Aber eines aus der jüngeren Zeit war bei einem der letzten Straßenfeste. Wir waren gerade beim Aufräumen, da wir ja ab 22 Uhr draußen ruhig sein müssen. Das heisst, wir haben die Zelte abgebaut und mussten dann auch die Tische reinräumen. An einem der letzten Tische saßen dann noch Leute, also sind wir hingegangen und haben gesagt, dass es uns leid tut, aber dass wir jetzt aufräumen müssen – auch damit wir nicht zu laut sind wegen der Nachbarn. Daraufhin kam die Antwort vom Tisch: „Wir sind doch die Nachbarn!“. Das wirkt wie eine Kleinigkeit, hat aber für mich gezeigt: Oh cool, wir sind hier wirklich verankert!
Und nur nebenbei sei erwähnt: Beim Abbau haben so viele Leute geholfen – das war auch einfach ein super schöner Moment.

Max: Was für mich immer wieder ein Highlight ist, wenn Leute Dinge selbst in die Hand nehmen und etwas auf die Beine stellen. Ein Beispiel hierfür ist, dass jemand eine Dartsscheibe gespendet hat und damit dafür gesorgt hat, dass eigentlich bei jeder Kneipe Darts gespielt wird. Oder dass jemand ein Klavier gespendet hat oder dass die Küche renoviert worden ist, der Tresen gebaut worden ist, jemand bei der Organisation eines Angebots in die Bresche springt … oje ich glaube ich schaffe es nicht mich auf ein Highlight festzulegen.

✴︎ Eure Highlights im Gasparitsch?

Welche Highlights habt ihr denn im Gasparitsch erlebt?

Schreibt uns eure Highlights per Mail (kontakt@stadtteilzentrum-gasparitsch.org), Social Media (stadtteilzentrum_gasparitsch) oder gerne auch direkt im Gasparitsch.

An Highlights hat es also nicht gemangelt. Wagen wir doch einen kleinen Ausblick. Was folgt denn in der kommenden Zeit und in den kommenden Jahren?

Annemarie: Wie immer haben wir uns auch für die Zukunft viel vorgenommen. Das geht von ganz konkreten Sachen wie beispielsweise die Raumgestaltung über die verstärkte Außenwirkung – gerade für junge Leute.
Max: Natürlich wird auch das Blättle weitergehen. Hier sind auch alle herzlich eingeladen sich zu beteiligen.

Barbara: Ein Schwerpunkt wird auch darauf liegen Hans Gasparitsch im Stadtteil sichtbarer zu machen. Und auch das Kulturangebot im Gasparitsch weiter zu stärken – auch in Kooperation mit der solidarischen Vernetzung Ostend.

Peter: Und noch vieles vieles mehr. Was genau dann passieren wird, hängt aber auch natürlich davon ab, welche Ideen eingebracht werden. Daher hier nochmal der Aufruf: Wer eine Idee hat oder sich beteiligen möchte ist herzlich eingeladen mitzumachen.

✴︎ Radiosen-dungen zu
10 Jahre Gasparitsch

Die Libertäre Welle aus der Inforedaktion des Freien Radios für Stuttgart hat zwei Radiosendungen zu unserem 10 Jahresfest gemacht. Ihr könnt die Sendungen auf der Sonderseite zum 10-Jahresfest ohne Musik nachhören: www.gasparitsch.org/10-jahre

Na, da können wir ja dann gespannt sein. Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Was wünscht ihr euch denn für die Zukunft des Gasparitschs?

Max: Dass es das Gasparitsch noch sehr lange geben wird.

Barbara: Und dass sich die Idee für die das Gasparitsch steht weiter verbreiten wird.

Annemarie: Ich wünsche mir, dass es weiterhin ganz viele tolle Gespräche, Begegnungen und kollektive Momente im Gasparitsch gibt.

Peter: Ich wünsche mir, dass es ganz viele Gasparitschs gibt – in mehreren Stadtteilen und in anderen Städten. Ganz im Sinne von: Schafft 1, 2, 3, viele Gasparitschs.

Vielen Dank euch!

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