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Corona & die Auswirkungen auf Stuttgart Ost

Warum wir Corona als Schwerpunkt gewählt haben?

Die Corona-Pandemie hält nach wie vor große Teile der Welt in Atem: Trotz angelaufener Impfungen, Einschränkungen und Lockdowns gelang es in vielen Ländern nicht die Pandemie einzudämmen oder gar unter Kontrolle zu bringen. Seit über einem Jahr wütet das Virus über den Erdball und richtet dabei „Verwüstungen“ an, die wahrscheinlich nur wenige in dem Ausmaß vermutet hätten: Über 125 Millionen Menschen haben sich weltweit an dem Virus infiziert, 2,8 Millionen Menschen sind weltweit an Corona gestorben, davon über 75.000 in Deutschland und auch diejenigen, die wieder genesen sind haben zum Teil nachhaltige gesundheitliche Schäden davongetragen.

Neben den Auswirkungen auf ganz offensichtlicher gesundheitlicher Ebene zieht die Corona-Pandemie aber noch deutlich weitere Kreise über alle Ebenen hinweg, deren Ausformungen sich im Alltag von jedem und jeder Einzelnen von uns wieder finden können:
Seien es die Einschränkungen im Alltag, die psychischen Auswirkungen durch Vereinzelung und Isolation, die Situation am Arbeitsplatz durch Sparmaßnahmen, die sich für Viele ökonomisch zuspitzende Situation oder eben auch die soziale und kulturelle Verwahrlosung, die ebenfalls weiter um sich greift. Besonders betroffen sind dabei wiederum diejenigen, die davor schon wenig hatten. Die Folgen sind dabei überall zu spüren und haben dabei Auswirkungen auf uns und unser Zusammenleben.

Dies alles zeigt die Dimension auf, die die Corona-Pandemie zum Vorschein gebracht hat: Denn diese hat nicht nur zu einer gesundheitlichen, sondern auch zu einer politischen, ökonomischen, wie auch kulturellen und sozialen Krise geführt, mit deren Auswirkungen wir noch lange konfrontiert sein werden.

Für uns war es daher (leider) selbstverständlich Corona zum ersten Schwerpunkt des Gasparitsch Blättles zu machen.
Dabei möchten wir uns vor allem auf die Auswirkungen der Pandemie auf unseren Stadtteil konzentrieren. So haben wir verschiedene Initiativen, v.a. aus dem kulturellen Bereich befragt, die uns Rede und Antwort standen und dabei ein eindrückliches Bild von ihrer Situation und auch den Reaktionen aus dem Stadtteil schilderten.

Die neue Situation bedurfte neuer Lösungen: Kreativität in Zeiten von Corona

Dabei zeigte sich schnell, dass Corona auch eine andere Seite hervorgetan hat: Es wurden Übergangslösungen für noch nie dagewesene Probleme zusammengeschustert und aus Übergangslösungen wurden langfristige Lösungen entwickelt. Die Pandemie stellte so gut wie jede*n von uns vor neue Herausforderungen, die mit Ideenreichtum, Kreativität und einer gewissen MacGyver-Mentalität meist gelöst werden konnte. Diese Lösungen sorgten dabei nicht nur für einen kurzzeitigen frischen Wind, sondern stellten oftmals sogar eine nachhaltige Lösung für bereits vorherige Probleme dar.
Digitale Formate wurden zum Muss, egal ob für Einzelhandel, Gastronomen, Kulturinitiativen oder soziale Einrichtungen – ein netter Nebeneffekt war, dass Online-Veranstaltungen für jede*n zugänglich sind und dabei noch die Anfahrtswege entfielen. Neue Formate für kulturelle und soziale Angebote wurden gefunden: Online-Konzerte, Ausstellungen, Videoführungen*, Kulturveranstaltungen am Fenster** oder Suppenküchen, Frühstücke und Kneipen To Go.

Und das sind nur wenige Beispiele für den Ideenreichtum und die Vielfalt, die in den letzten Monaten ihren Weg gefunden haben.

Entsolidarisierung und Solidarität

Doch neben der Kreativität hat sich eine Frage besonders hervorgetan: Die Frage der Solidarität. Leider gibt es auch hierfür keine eindeutige Antwort, denn Corona hat auch hier – wie in anderen Bereichen – eine Tendenz verstärkt, die zuvor bereits vorhanden war.
Schnell haben sich viele Menschen gesammelt, um das Virus und die Auswirkungen des Virus an sich zu verleugnen. Die sog. Querdenker entstanden und zeichneten sich dadurch aus, den Tod von Menschen zu bagatellisieren bzw. bewusst in Kauf zu nehmen und das mit kruden „Theorien“, aber auch mit dem Bekenntnis, dass man selbst NICHT dazu bereit ist auf sein „eigenes Recht“ und seine „eigene Freiheit“ zu verzichten, nur weil andere sterben.
Entsolidarisierung und Individualismus sind dabei nach wie vor die Leitplanken dieser Bewegung.

Diesem völlig konträr gegenüberstehend entstand in der Corona-Pandemie auch eine nicht zu unterschätzende Solidaritätsbewegung in der Bevölkerung. In organisierten Nachbarschaftshilfen, durch nachbarschaftliche Besorgungen oder dadurch sich gegenseitig mal auszuhelfen zeigte sich die Bereitschaft Vieler zu helfen und näher zusammenzurücken: Ein Zeichen von Gemeinschaftssinn, von Solidarität, das nicht nur gegen die akute Entsolidarisierung hilft, sondern auch ein Lichtblick für die Zukunft, weit über die eigentliche Pandemie hinaus, darstellt.

Natürlich haben auch wir versucht unseren Teil dazu beizutragen, haben eine Nachbarschaftshilfe gegründet und mit verschiedenen Aktionen/Veranstaltungen sowohl der kulturellen als auch sozialen Verwahrlosung etwas entgegenwirken zu können.
Dabei geht es uns darum diese große Bereitschaft zu helfen und die Solidarität zu befeuern – nicht nur um der voranschreitenden Entsolidarisierung etwas entgegensetzen zu können, sondern auch um unseren Stadtteil ein Stückchen besser machen zu können.

Die Auswirkungen der Pandemie werden uns noch lange begleiten

Denn darum muss es uns gehen: Unseren Stadtteil und unser Zusammenleben zu verbessern. Wir haben leider keine Lösung für die aktuelle Situation parat, aber ein solidarischer Umgang und die gegenseitige Unterstützung können für uns einen roten Faden geben, um sowohl die akute Pandemie als auch die Auswirkungen gemeinsam bewältigen zu können.

* Der Projektraum Ostend hat bei der Ausstellung zur Sammlung Bär/Doka hierfür ein sehr gutes Beispiel geliefert. Mehr Infos unter: www.projektraum-ostend.de

** Das Theater La Lune hat hier ein wunderbares Programm auf die Beine gestellt: www.theaterlalunestuttgart.de

Wir laden euch ein mit uns dazu ins Gespräch zu kommen.

Schickt uns eure Meinung gerne per Mail (blaettle@gasparitsch.org) oder Brief zu.


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