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Das Gasparitsch in der Corona-Pandemie

Für ein soziales und kulturelles Zentrum, wie das selbstverwaltete Stadtteilzentrum Gasparitsch, war das vergangene Jahr ein ziemlich toughes Jahr. Das Gasparitsch hat sich den Austausch und die Begegnung, sowie allgemein das Zwischenmenschliche auf die Fahnen geschrieben. Also alles, was durch Corona über das letzte Jahr hinweg mehr oder minder verhindert wurde.

Dies drückte sich natürlich auch im Programm des Gasparitsch aus: So konnten während des Großteils des Jahres 2020 keine Veranstaltungen stattfinden. Sogar unsere beiden Highlights im Jahr: Das 1. Mai Fest und das Jahresfest konnten nicht in gewohnter Weise stattfinden und wir mussten auf eine digitales bzw. hybrides Fest ausweichen.

Ganz generell ergaben sich im Gasparitsch sehr viele ungewohnte Situationen: Statt mehrerer Veranstaltungen und Treffen pro Woche, stand das Gasparitsch praktisch über mehrere Monate hinweg leer und statt Anfragen auf Grund von der Belegung der Räume ablehnen zu müssen, mussten wir uns überlegen, was wir unter den gegebenen Bedingungen überhaupt in unseren Räumlichkeiten machen können.

Schnell wussten wir, dass unsere Hauptaufgaben, die Etablierung eines solidarischen Umgangs untereinander, als Gegensatz zur voranschreitenden Entsolidarisierung und das Ermöglichen kollektiver Momente, als Gegensatz zur Vereinzelung und Vereinsamung, sein werden. Diese beiden Punkte sollten uns dann neben der gesundheitlichen Sorge, für alle Ideen und Aktivitäten als Leitlinien dienen.

Der gesundheitliche Aspekt

Denn für uns war von Beginn der Pandemie an klar: Die Gesundheit aller muss an erster Stelle stehen und dafür war es für uns dann auch folgerichtig, dass aus gesundheitlicher Sicht das öffentliche und private Leben eingeschränkt werden muss und damit eben auch das Stadtteilzentrum nur bedingt geöffnet werden kann.

Daher machten wir uns auch immer wieder darüber Gedanken welche gesundheitlichen Vorsichtsmaßnahmen wir über die geltenden Vorschriften hinaus ergreifen werden. Herausgekommen sind dabei u.a. das Konzept zur Durchführung der Kneipen und Veranstaltungen für die Zeit als dies noch möglich war, aber auch bspw. Handreichungen für die Gruppen, die sich noch im Gasparitsch für eine kurze Zeit treffen konnten – um mal nur zwei Beispiele zu nennen.

Solidarischer Umgang und kollektive Momente

Die zunehmenden Einschränkungen bedeuteten auch, dass wir neue Wege einschlagen und dass wir Mittel und Ideen entwickeln mussten, die dem Anspruch eines Stadtteilzentrums gerecht werden.

Und so haben wir im vergangenen Jahr durchaus neue  – für uns unbekannte und teils herausfordernde – Wege beschritten:

  • Wir haben eine Onlineplattform zur Verfügung gestellt, die für Treffen und Austausch jeglicher Art genutzt wurde und immer noch genutzt wird.
  • Wir haben digitale Alternativen zu Veranstaltungen und unseren Festen gefunden. (Hier sei auch nochmal auf unseren YouTube Kanal und unser Video zu unserem Jahresfest hingewiesen.)
  • Wir haben versucht mit Nachbar*innen über Briefe ins Gespräch zu kommen und Brieffreundschaften zu entfachen.
  • Im Rahmen des Möglichen haben wir einen Raum für Zusammenkünfte und Begegnungen geschaffen, um kollektive Momente möglich zu machen. Sei es in Form von Kneipen oder in Form von unserer neu gegründeten Häkel- und Handarbeitsgruppe.
  • Mit to go Angeboten haben wir versucht, einen Teil unseres Angebots weiterhin aufrecht zu erhalten. Hier war unser Kaffee & Kuchen to go Angebot zu unserem 6. Geburtstag – liebevoll auch „Laufetse“ genannt – ein schönes Highlight, aber auch die Nachbarschaftsfrühstücke, die Menschen mit Brötchen und Kaffee oder Tee to go versorgt haben, als auch das neue Coffee to go Angebot jeden Mittwoch sorgten und sorgen für das ein oder andere Lächeln, bei uns wie auch bei den Besucher*innen.
  • Darüber hinaus haben wir uns an diversen solidarischen Initiativen beteiligt, die im Rahmen der Corona Pandemie entstanden sind: Wir sind Teil einer Vernetzung von Einzelhandelsbetrieben, Gastronomien, sozialen, kulturellen und politischen Initiativen aus Stuttgart Ost, die für einen besseren Stadtteil eintreten und einige Aktive aus dem Gasparitsch haben die Initiative „Stuttgart-Ost Solidarisch“ mitgegründet. In dessen Rahmen wurde eine Nachbarschafts- und Einkaufshilfe während des ersten und zweiten Lockdowns angeboten. (Übrigens sind in diesem Rahmen auch schicke Taschen entstanden.)

Doch sind wir auch nicht nur neue Wege gegangen, sondern haben Bestehendes erweitert und ergänzt, indem wir bspw. überfällige Renovierungsarbeiten im Garten, Keller und im Infocafé durchgeführt haben.

Resümee

Wir haben also auf vielfältige Art und Weise versucht unserem Anspruch an einen sozialen, politischen und kulturellen Raum gerecht zu werden und für den Stuttgarter-Osten da zu sein.

Dabei haben wir immer versucht schnell und adäquat auf die jeweilige Situation eine Antwort anhand unserer oben skizzierten Leitlinien zu finden. Dies ist uns mal besser, mal schlechter gelungen.

Jedoch können wir für uns festhalten, dass die Notwendigkeit eines Raums, wie das Gasparitsch, durch die Corona-Pandemie noch einmal mehr gewachsen ist: Zusammenkünfte, Austausch und kollektive Momente sind in Zeiten der Vereinzelung notwendiger denn je.

Ausblick

Nach wie vor gilt es, nachhaltige Lösungen zu entwickeln, wie ein Raum, wie das Stadtteilzentrum Gasparitsch, auch unter solchen Bedingungen funktionieren kann und welche Aufgaben soziokulturelle Zentren wie das Gasparitsch in der Zukunft zukommen, um die ökonomischen, politischen, kulturellen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie zumindest teilweise abfedern zu können.

Diese Frage wird uns auch weiterhin beschäftigen und wir laden Euch gerne dazu ein euch daran zu beteiligen, um gemeinsam Antworten darauf zu finden. Ein guter Ansatzpunkt ist das offene Aktiventreffen, zu dem wir euch herzlich einladen.

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