„Wir kommen zusammen, um Feminismus eine laute Stimme zu geben.“ – Interview mit dem Frauenkollektiv Stuttgart

Mögt ihr euch und eure Initiative kurz vorstellen?

Das Frauenkollektiv Stuttgart gibt es seit 2016. Wir treffen uns regelmäßig und arbeiten zu verschiedenen feministischen Themen miteinander. Wir sind eine Gruppe von Frauen*, die sich zum Ziel gesetzt haben, gegen die patriarchalen Strukturen in der Gesellschaft, gegen den herrschenden Sexismus und gegen die doppelte Unterdrückung der Frau* in der Gesellschaft vorzugehen. Grundlegend dafür ist für uns auch eine antikapitalistische Haltung, denn eine Befreiung der Frau1Wir setzen das Wort Frau/Frauen für Personen, die sich als Frau definieren und/oder von der Gesellschaft als weiblich wahrgenommen werden und somit ähnliche Erfahrungen machen. kann es nur geben, wenn wir unsere Gesellschaft von Grund auf ändern.

Was möchtet ihr erreichen?

„Unser Ziel ist es ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ohne tägliche Gewalt und Ausbeutung zu erfahren.“

Wir kommen zusammen, um Feminismus in der Gesellschaft eine laute Stimme zu geben. Wir sind alle Frauen, die unter den patriarchalen Strukturen leiden und von diesen unterdrückt werden. Um gegen das Patriarchat vorzugehen, sehen wir es als wichtig an, dass wir uns selbst aus der Unterdrückung befreien. Unser Ziel ist es ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ohne tägliche Gewalt und Ausbeutung zu erfahren. Deshalb sind wir hier vor Ort im Stadtteil und darüber hinaus aktiv und organisieren verschiedene Aktionen z. B. rund um den 8. März (internationaler Frauenkampftag) oder dem 25. November (Tag gegen Gewalt an Frauen).

Und wie kamt ihr dazu euch genau hier einzubringen?

Wir kennen das Stadteilzentrum Gasparitsch schon seit unserer Gründung im Jahr 2016. Einige von uns sind gleichzeitig auch bei der Gründung des Stadtteilzentrums beteiligt gewesen. Zu uns passt das Konzept des Stadtteilzentrums, dass sich jede Gruppierung, die die Räumlichkeiten nutzen darf, auch solidarisch für das Zentrum einsetzen soll. Ein solidarisches Miteinander ist uns sehr wichtig. Ebenso wie der Kontakt zu den Menschen hier im Viertel, denn wir wollen eine Veränderung gemeinsam anstoßen.

Wer kann bei euch mitmachen? Gibt es bestimmte Voraussetzungen?

Unsere Gruppierung ist für Personen, die sich als Frauen definieren und /oder von der Gesellschaft als Frau gelesen werden und somit von patriarchaler Unterdrückung und Gewalt betroffen sind. Ebenfalls Voraussetzung ist ein Interesse an politischem Engagement und solidarischem Miteinander, sowie das Ziel unsere Gesellschaft zu verändern. Um sich über eine Teilnahme im Frauenkollektiv zu informieren, gibt es mehrmals im Jahr offene Treffen, die zum Kennenlernen und zur Vorstellung unserer Arbeit dienen.

Was war bisher das Beste, was ihr eurer Ansicht nach mit eurem Engagement erreichen konntet?

Durch unsere vielen Aktionen in den letzten Jahren, haben wir viele Unterstützer*innen gewonnen. Es gibt immer mehr Anfragen von Seiten der regionalen Medien oder anderen, die uns als Frauenkollektiv zum einen Kennenlernen und zum anderen uns über aktuelle feministische Themen befragen möchten. So gibt es für uns viele Chancen unsere feministischen Ziele breit zu streuen und auch die Jüngeren mit ins Boot zu holen. Für uns ist neben Instagram, Facebook und der digitalen Welt auch wichtig, z. B. bei Aktionen direkt mit den Menschen in Kontakt zu kommen, um über Feminismus zu sprechen.

Und was würdet ihr am liebsten erreichen?

Am liebsten wären wir natürlich frei von patriarchalen und kapitalistischen Strukturen. Das heißt, wir lesen in den Medien nicht mehr von Femiziden, weil es einfach keine mehr gibt. Wir wären in unserem Alltag vor sexistischen Sprüchen und Übergriffen sicher. Wir müssten uns nicht mehr für die Entscheidung rechtfertigen, ob ein, zwei, drei Kinder oder kein Kind. Schwangerschaftsabbrüche wären nicht strafbar, sondern in der Gesundheitsversorgung. Haus- und Sorgearbeit wäre gleich verteilt oder am Besten in der Gesellschaft verkollektiviert. Wir hätten das gleiche Gehalt wie unsere männlichen Kollegen usw.

Es gibt noch einiges zu tun. Wir hören nicht auf, unsere Forderungen in die Gesellschaft zu tragen. Wir sind lauter und wütender denn je. Und wir nutzen unsere Stimmen und unsere Wut, um unsere Rechte einzufordern und für eine Gesellschaft jenseits von Ausbeutung und Unterdrückung einzustehen.



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    Wir setzen das Wort Frau/Frauen für Personen, die sich als Frau definieren und/oder von der Gesellschaft als weiblich wahrgenommen werden und somit ähnliche Erfahrungen machen.
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