„Wir sind froh ein Teil des Ostens zu sein!“ – Interview mit dem KiOst

Mögt ihr euch kurz vorstellen und erklären was das KiOst ist?
Wir, das Kiost, sind Janina und Tobias sowie unser Team, dass mittlerweile auf 9 Leute angewachsen ist. Gegründet haben wir das kiost im September 2019, nachdem wir die spontane Möglichkeit bekommen haben den Kiosk am Ostendplatz neben der Bäckerei Voß zu übernehmen. Da wir selbst beide eigentlich direkt nach unserem Studium andere Pläne hatten, haben wir mit unserem ersten eigenen „Projekt“ uns selbst ein bisschen ins kalte Wasser geworfen, aber demgegenüber in dem kleinen Laden am Eck die Chance gesehen mit unterschiedlichsten Leuten in Kontakt zu treten und uns in verschiedenen Richtungen auszuprobieren. Wir haben uns dann kurzerhand dazu entschlossen, dass wir das Projekt anpacken wollen und das kiost war gegründet!

Welchen Einfluss hatte Corona auf euren Laden?
Als wir uns im Sommer 2019 dazu entschieden haben das Projekt anzugehen, konnten wir natürlich nicht erahnen, was da auf uns zukommen wird und haben uns gefreut mit möglichst vielen Leuten aus dem Viertel in Kontakt zu treten, sich zu treffen und einen Ort der Begegnung zu schaffen. Dass dann einige Monate nach unserer Eröffnung das Leben still steht und sich die Situation so entwickelt war für uns anfangs natürlich auch ein gewisser Rückschlag, zumal wir die ersten Monate bei bestem Wetter mit unfassbar vielen tollen Menschen am Ostendplatz verbringen durften und gerade in der Anfangsphase man ja bekanntlich mit viel Ungewissheit zu kämpfen hat. Nachdem wir dann aber die Situation angenommen haben, war für uns klar, dass wir auch aus dieser Situation das Beste machen wollen und uns entsprechend Wege überlegen, unser Konzept weiter umsetzen zu können. Aufgrund der Regelung, dass wir als Verkäufer für Tageszeitungen & Co. weiterhin geöffnet haben dürfen, konnten wir natürlich weiterhin Tag für Tag öffnen, wobei wir auch hier schauen mussten wie wir die geltenden Regelungen entsprechend umsetzen und die Situation mit teilweise reduziertem Team stemmen können. Alles in Allem haben wir die Herausforderung denke ich ganz gut angenommen und sind dankbar, dass wir weiterhin jeden Tag die Leute aus dem Viertel und Umgebung begrüßen dürfen.

Was hat sich dadurch für euch und euren Laden verändert?
Da wir unseren Betrieb tatsächlich fast ausschließlich mit Corona kennen lernen durften, ist die Frage für uns nur bedingt zutreffend bzw. zu beantworten. Dennoch bekommen wir selbstverständlich hautnah jeden Tag mit wie die Leute mit dem Thema auf unterschiedlichste Art und Weise umgehen. Nicht alle Gespräche sind einfach, da wir oft unvermittelt auch sehr persönliche Schicksale mitbekommen. Alles in allem sind wir aber auch genau hierfür dankbar, da wir merken, dass das ganze Thema den Großteil unserer Kundschaft noch ein Stück näher zusammengerückt hat. So freuen wir uns über tägliche Stories aus dem Viertel und dass wir für die Leute in und auch vor unserem Laden ein Stück weit für kurze Zeit für Normalität sorgen können.

Grundlegend möchten wir uns aber auch hier auf unsere Einstellungen berufen und gehen Tag für Tag positiv an die Sache heran. Die Veränderung an sich ergibt sich jeden Tag aufs Neue und wir versuchen die regelmäßig neu aufkommenden Herausforderungen anzunehmen. So haben wir es dennoch geschafft unser 1-jähriges Jubiläum vergangenen September in kleinem Umfang zu feiern und trotz Masken, Abstand & Co. mit Menschen weiterhin in Kontakt zu treten. Dafür sind wir dankbar und versuchen nicht alles „schwarz“ zu sehen, denn auch wenn nicht alles rund läuft ergeben sich auch hier Chancen, die man vielleicht im „normalen“ Betrieb nicht entdeckt hätte. Man konzentriert und fokussiert sich mehr und mehr auf das Wesentliche und die Personen um einen herum.

Wie hat der Stadtteil reagiert? Habt ihr Solidarität erfahren?
Wie oben bereits erwähnt sind nicht alle Gespräche einfach und sorgen auch bei einigen für Frust und Unzufriedenheit. Ich denke auch hier muss Verständnis gezeigt werden, da die Situation im Hintergrund jedes Einzelnen schlichtweg nicht ersichtlich ist. Dennoch sind wir aber froh, dass wir im Großen und Ganzen einen großen Zusammenhalt erfahren durften sowohl zwischen uns und unserer Kundschaft aber auch zwischen den kleinen Betrieben hier in unmittelbarer Nachbarschaft. Solidarische Hilfsaktionen wurden gegründet, digitale Stammtische eingeführt und auch wir sind froh nach wie vor das zurückzugeben, was wir an Zuspruch erfahren dürfen. Gerade hier sind wir happy im „Osten“ unseren Laden zu führen, denn ein solcher Zusammenhalt spricht für sich und macht es uns einfacher über die ein oder andere schwierige Situation hinweg zu schauen!

Wie gehts für euch weiter?
Für uns geht es wie gewohnt weiter, wir sind für unser Viertel so gut es geht da und versuchen auch in einer Zeit wo soziale Kontakte und zwischenmenschliche Interkationen oftmals hinten anstehen müssen einen Ort für (auch wenn nur kurze) Begegnungen zu schaffen. Wir freuen uns daher über jedes noch so kurze Gespräch bei Kaffee & Co., bleiben positiv und probieren uns in verschiedenen Dingen aus.

Eure skurrilste Corona-Anekdote?
Dem ein oder anderen Kunden klar zu machen, dass nicht jeder Alltagsartikel als Mund-Nasen-Schutz dient. Plastiktüten gehören dann doch eher in den Müll oder die Einkaufstüte anstatt vollständig über den Kopf.

Wie hat Corona euer Leben besser gemacht?
Zu lernen, Herausforderungen anzunehmen und entsprechend in positive Richtungen zu lenken. Dankbarkeit für das Hier und Jetzt und die Personen um einen herum. Wir sind froh ein Teil des Ostens zu sein.

Was kann denn der Stadtteil für euch tun? Worüber würdet ihr euch freuen?
Wie gewohnt für einander da zu sein. Auch wir möchten dafür unseren Teil beitragen und hoffen, dass der Zusammenhalt auch im weiteren Verlauf, der noch immer nicht absehbaren Situation, weiter so bleibt wie er ist. Manchmal bedarf es auch ein Hineinversetzen in die Situation des Gegenübers um das Handeln zu verstehen, denn das ist letztendlich worauf es ankommt und die Grundlage für ein harmonisches Miteinander.

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