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„Wandel.Handel ist ein LebensMittelPunkt“ – Interview mit Wandel.Handel

Mögt ihr euch und eure Initiative kurz vorstellen?

Wandel.Handel ist auf den ersten Blick ein Unverpackt-Laden mit Café. Hier handeln wir solidarisch und gemeinwohlorientiert. Sind selbstverwaltet, selbstorganisiert und orientieren uns nicht an Profit. Unser Selbstverständnis bei den Dingen, die wir kaufen und verkaufen ist, dass die Produkte biologisch angebaut, fair gehandelt und möglichst regional und saisonal bezogen werden. Wir sehen in unserem Laden aber noch viel mehr. Er ist ein LebensMittelPunkt: ein Ort, der die Möglichkeit bietet, innerhalb einer Nachbarschaft gemeinsam nach Wegen hin zu einem nachhaltigen zukunftsweisenden Lebensstil Ausschau zu halten.

Was möchtet ihr erreichen? 

Über die Verbindung aus Laden, Café und Denkwerkstatt wollen wir das Denken mit dem Handeln verknüpfen und einen Raum für Kreativität, Kommunikation, Kooperation, Achtsamkeit und kritisches Denken schaffen, so dass forschendes, interdisziplinäres und transformatives Lernen ermöglicht werden kann. Dabei geht es nicht nur um eine Bewusstseinsbildung im Allgemeinen und die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die es für eine nachhaltige Entwicklung braucht. Vielmehr wollen wir durch gemeinsames Verlernen unbewusster Routinen und vorherrschender Wahrnehmungs- und Denkmuster die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt minimieren. Wir inspirieren uns gegenseitig in Aktion und Reflexion.

Mit Wandel.Handel geben wir unserer Vision – eines solidarischen, gemeinwohlorientierten und freundlichen Umgangs mit Mensch und Natur – einen Handlungsspielraum und möchten Wege aufzeigen, um gemeinsam unseren Handabdruck für eine lebenswerte Zukunft zu vergrößern und den Fußabdruck jedes Einzelnen zu verringern. Im Laden, in der Küche, im angrenzenden Hinterhof oder auf Exkursionen zu Lieferanten und Händlerinnen wollen wir in Zukunft über Kurse, Workshops oder Vorträge jungen Menschen, aber auch Erwachsenen ein vielfältiges Bildungsangebot hin zu einem nachhaltigen Lebensstil ermöglichen.

„Für mich ist dieses gemeinschaftliche Engagement das Herzstück unseres Ladens.“

Und wie kamst du dazu dich genau hier einzubringen?

Wir haben Gestaltung gelernt. Und wir wollten unsere Kompetenzen nicht weiter für eine Welt einsetzen, in der wir keine Zukunft sehen. Deshalb haben wir uns dafür entschieden unsere Kraft in die Gestaltung der Gesellschaft zu stecken. Denn hier spüren wir die größte Dringlichkeit und einen hohen Handlungsbedarf. Wir haben uns nach einem Ort des Austauschs gesehnt und sind total neugierig, welche Art von Gemeinschaft sich in einer Großstadt entwickeln kann. Um diesen Raum, frei von Profitorientierung bereit stellen zu können, gibt es den Lebensmittel-Laden. Indem wir den Laden gemeinschaftlich schmeißen (es sind fast 70 Menschen aktiv ehrenamtlich engagiert) wird der Laden zu einem Ort für uns an dem wir gemeinsam lernen und ausprobieren wie eine enkeltaugliche Lebensweise aussehen könnte und wir ein respektvoller und freundlicher Umgang miteinander sich anfühlt. Das Handeln in Gemeinschaft birgt unserer Meinung nach große Potentiale…auch wenn wir dafür noch ganz schön viel lernen müssen, um das überhaupt leben zu können.

Wer kann bei euch mitmachen? Gibt es bestimmte Voraussetzungen?

Bei uns sind alle Willkommen. Wir haben viele Ebenen, auf denen man den Ort nutzen und wahrnehmen kann. Einige kommen nur vorbei, um im Fair-Teiler die Lebensmittel zu retten. Einige nutzen unser Unverpackt-Angebot sehr gerne, auch wenn sie kein Mitglied sind. Das Café, in dem man zahlt, wieviel man kann oder möchte, wird mehr und mehr wahrgenommen. Ob von Müttern, die den Platz mit ihren Kindern in der Spieleecke genießen, zum gemütlichen Lesen oder mal spontan, weil die Begegnungen im Laden es ergeben.
Die meisten sind jedoch Mitglieder. Auch hier gibt es ganz unterschiedliche Ebenen wie man sich das gestaltet. Einfach nur zum Einkaufen, oder eben aktiv, durch verschiedenste Möglichkeiten sich einzubringen. Bei der Organisation im Hintergrund, bei der Entwicklung von Ideen, durch ehrenamtliches Engagement für die Gemeinschaft (gebackene Leckerein, Äpfel aus dem Garten oder gesammelte Pilze…die Ideen sind vielfältig!) oder ganz praktisch eingebunden in den Ladenalltag. Wir finden eigentlich für jedes Mitglied das will eine passende Aufgabe. Für mich ist dieses gemeinschaftliche Engagement das Herzstück unseres Ladens. Das ist es, was die warme herzliche Atmosphäre prägt und immer wieder ein freudiges Hallo im Raum erklingen lässt.

Es gibt noch einiges zu tun. Wir hören nicht auf, unsere Forderungen in die Gesellschaft zu tragen. Wir sind lauter und wütender denn je. Und wir nutzen unsere Stimmen und unsere Wut, um unsere Rechte einzufordern und für eine Gesellschaft jenseits von Ausbeutung und Unterdrückung einzustehen.



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